Expertenmeinung

SAP Business Data Cloud – Einordnung, Überblick, Empfehlungen

Dienstag, 8. April 2025

Kategorie: Advanced Analytics, Business Intelligence, Data Lakehouse, Data Warehouse, Datenmanagement, Digitalisierung

SAP hat auf die wachsenden Anforderungen an Datenarchitekturen, regulatorische Compliance und datengetriebene Innovationen mit der Einführung der SAP Business Data Cloud (BDC) reagiert, einer Plattform, die bestehende SAP-Komponenten bündelt, strategisch erweitert und konsequent auf moderne Datenverarbeitung ausrichtet.

Die BDC versteht sich nicht als Einzelprodukt, sondern als Weiterentwicklung des SAP-Analytics-Ökosystems. Sie kombiniert Datenintegration, Governance, Storage, semantische Modellierung und Analytik mit zukunftsweisenden Technologien wie generativer Künstlicher Intelligenz.

Databricks in SAP

Besonders bemerkenswert ist die Integration von Databricks Compute als OEM-Komponente, ein Paradigmenwechsel in der SAP-Welt. Statt also auf proprietäre Eigenlösungen zu setzen, öffnet sich SAP erstmals einem führenden Drittanbieter im Bereich Data Engineering und Machine Learning. Die Integration erfolgt nativ innerhalb der BDC, inklusive SAP-seitiger Abrechnung, Security-Management und Governance.

Für viele Unternehmen ergibt sich daraus die Möglichkeit, performante ML-Workflows innerhalb ihrer SAP-Landschaft umzusetzen – mit vertrauter Benutzerführung, eingebettet in bestehende Prozesse. Technisch basiert die Einbindung auf einer Subset-Architektur: Nicht alle Funktionen von Databricks sind enthalten, aber zentrale Komponenten stehen zur Verfügung. Zu beachten ist, dass die Integration in der Praxis noch auf bestimmte SAP-Use Cases abgestimmt ist.

Fraglich bleibt aktuell etwa, wie offen SAP Databricks gegenüber externem Storage sein wird und inwieweit Drittsysteme wie Tableau oder Power BI auf SAP Databricks zugreifen können. Klar ist: Auch Bestandskunden mit eigener Databricks-Umgebung werden durch Delta Sharing in das BDC-Ökosystem eingebunden werden können.

Unity Catalog als Governance-Fundament

Ein wichtiger Governance-Baustein ist der Unity Catalog von Databricks, der auch in der BDC verfügbar sein wird. Er bietet unternehmensweite Metadatenverwaltung mit fein granularer Rechtevergabe, Policy Enforcement und Audit-Funktionalitäten. Offen bleibt, wie weitreichend die Verknüpfung mit dem SAP-eigenen BDC-Katalog erfolgt, insbesondere im Hinblick auf Rollen- und Berechtigungskonzepte.

Neuer Storage Layer und Delta Sharing

Einen weiteren Eckpfeiler der BDC stellt der neue Storage Layer dar, der auf dem SAP HANA Data Lake in Kombination mit Delta-Formaten basiert. Dies steigert die Verarbeitungseffizienz und ermöglicht durch Delta Sharing Zero-Copy-Datenintegration innerhalb des SAP-Ökosystems. Dieses Prinzip spart Speicher, reduziert Latenz und stärkt die Datenkonsistenz über Systemgrenzen hinweg. Die zugrundeliegende Technologie basiert auf Open-Source-Standards (delta.io) und wurde erfolgreich in modernen Data-Lakehouse-Architekturen etabliert.

Datenprodukte als zentrales Architekturprinzip

Zentral im Architekturmodell der BDC stehen sogenannte Datenprodukte. Sie dienen als definierte, semantisch beschriebene Datenpakete, die für bestimmte Anwendungsfälle bereitgestellt werden – mit klaren Rollen, Zuständigkeiten und Zugriffskonzepten. Anders als frühere Ansätze wie Business Content im BW oder Marketplace-Objekte in der Datasphere sollen Datenprodukte nun auf stabiler technischer Basis und mit starker Einbettung in SAP-Prozesse bereitgestellt werden.

Typische Merkmale eines Datenprodukts sind:

  • Es enthält strukturierte Datensätze, bestehend aus Stamm- und Bewegungsdaten.
  • Es wird von einem Produzenten erstellt und gepflegt, idealerweise aus dem zuständigen Fachbereich.
  • Es ist für Lesezugriffe optimiert und systemisch geschützt (Read-only).
  • Es nutzt das Open Resource Discovery (ORD)-Protokoll zur semantischen Beschreibung.
  • Es bleibt über die gesamte Kette hinweg nachvollziehbar und versionierbar.

Datenprodukte können in der BDC über einen Katalog bereitgestellt und von Konsumenten für Reporting, Analyse oder Machine Learning genutzt werden. Ebenfalls können von der SAP ausgelieferte Datenprodukte mit eigenerstellten Produkten kombiniert werden. Die Governance liegt in der Hand definierter Owner, die aus der jeweiligen Domäne stammen. So entsteht eine dezentrale, aber standardisierte Struktur – ganz im Sinne eines Data-Mesh-Ansatzes.

SAP Joule: KI trifft Business-Kontext

Im Bereich der Künstlichen Intelligenz beschreitet SAP mit Joule einen innovativen Weg. Joule ist ein generativer KI-Assistent, der nahtlos in die SAP Business Suite integriert wurde. Er beschränkt sich nicht auf die reine Beantwortung von Anfragen, sondern agiert proaktiv mit maßgeschneiderten Empfehlungen, automatischer Berichterstellung und der Automatisierung von Arbeitsabläufen.

Über das Joule Studio können Fachabteilungen ohne Programmierkenntnisse eigene KI-Agenten entwickeln, die präzise auf ihre spezifischen Anforderungen zugeschnitten sind. Die Datenprodukte aus der Business Data Cloud (BDC) bilden dabei die fundamentale Datenbasis – ein Ansatz, der die Relevanz und Qualität der KI-generierten Ergebnisse entscheidend verbessert.

Auswirkungen auf bestehende SAP-Landschaften

Für Unternehmen, die bereits SAP-Komponenten wie Datasphere, SAP Analytics Cloud oder SAP BW einsetzen, wirft die Einführung der BDC berechtigte Fragen auf. Klar ist: Datasphere und SAC werden künftig in der BDC aufgehen – sowohl technologisch als auch lizenzrechtlich. Für Kunden mit BW 7.5 on HANA ergeben sich neue Wege:

SAP ermöglicht die Migration in die Private Cloud (BW PCE) mit Support bis 2030. Zusätzlich führt SAP den Data Product Generator ein, mit dem bestehende BW-Datenmodelle als vollwertige BDC-Datenprodukte bereitgestellt werden können – inklusive Einbindung in den Object Store der Datasphere. Dies schafft erstmals eine Brücke zwischen bestehenden SAP-Systemen und der neuen Plattform.

BDC als strategischer Wendepunkt

Die SAP Business Data Cloud steht damit nicht nur für eine technische Neuausrichtung, sondern für einen Architektur- und Kulturwandel. Statt verteilter Tools und Speziallösungen tritt ein konsistentes, offenes Ökosystem, das auf Kooperation, Standardisierung und Erweiterbarkeit setzt. Governance, Datenqualität und KI-Integration sind nicht länger nachgelagerte Themen, sondern zentrale Designprinzipien. Mit der angekündigten globalen Verfügbarkeit ab April 2025 wird die BDC zu einem relevanten Faktor für alle Unternehmen, die ihre Datenstrategie neu ausrichten wollen – sei es aus technologischen, regulatorischen oder geschäftsstrategischen Gründen.

Wir bei QUNIS begleiten diese Entwicklung aus der Perspektive technischer Architekturen, Governance-Modelle und operativer Umsetzung. Wir stehen als Sparringspartner zur Verfügung, wenn es darum geht, den individuellen Reifegrad zu bewerten, Transformationspfade zu definieren und konkrete Maßnahmen für den Übergang in die SAP Business Data Cloud zu gestalten.

Mein Tipp: In unserem  Live Talk mit Lukas Diener und Philipp Schlechter erfahren Sie mehr zur SAP BDC. Einfach direkt holen und reinhören.