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Herausforderung SAP BW-Migration – Strategie vor Technologie

Erstellt am: Mittwoch, 18. Juni 2025 von Monika Düsterhöft

Am strategischen Scheideweg

Unternehmen mit gewachsenen SAP BW Landschaften stehen vor einer großen Aufgabe. Auf der einen Seite bewegt sich die SAP-Roadmap vehement in Richtung Cloud, Self-Service und Offenheit. Auf der anderen Seite nähert sich das Wartungsende der klassischen BW-Systeme. Die Frage, die sie nun bewegt: Wohin migriere ich am besten meine BI-Landschaft?

Wer hier nun nach der einen, richtigen Antwort sucht, dem müssen wir sagen: Es gibt nicht die eine Lösung. Und auch die Vorstellung, man könne SAP BW einfach „ablösen“, greift zu kurz.

Der Ausgangspunkt ist nie neutral!

Die Art und Weise, wie ein Unternehmen in den letzten Jahren mit Daten gearbeitet hat, prägt alles – von der Modelllogik über die Rollenverteilung bis hin zu Entscheidungswegen und Lernkurven.

Ein Betrieb mit stark IT-gesteuerter BI, in dem Datenhoheit und Systemstabilität im Vordergrund stehen, benötigt etwas völlig anderes als ein Unternehmen, das bereits hybride Self-Service-Strukturen in der Cloud etabliert hat. Wer sich aktuell in einer Phase der Reorganisation, eines M&A-Prozesses oder einer grundsätzlichen Systemmodernisierung befindet, muss andere Optionen prüfen als ein Unternehmen mit stabil laufendem BW/4HANA.

Deshalb gilt: Wer eine tragfähige Migrationsentscheidung treffen will, darf nicht mit der Technologie beginnen – sondern mit der strategischen Standortbestimmung. Es gibt nicht den einen goldenen Weg. Es gibt vier.

Ob man seine bestehende BW-Logik weiterführen, mit Cloud-Komponenten anreichern, die neue SAP Business Data Cloud integrieren oder sich ganz von SAP als Architekturrahmen lösen möchte – alle Optionen haben ihre Berechtigung. Aber sie haben unterschiedliche Voraussetzungen. Und unterschiedliche Konsequenzen.

Weg 1 | Stabilität durch Weiterentwicklung – SAP BW/4HANA On Premise

Unternehmen, die ihre bestehende BW-Logik bewahren, aber technologisch modernisieren möchten, fahren mit SAP BW/4HANA On Premise einen konservativen, aber bewährten Weg. Bestehende Modelle lassen sich migrieren, die Datenhoheit bleibt gewahrt – und über ein PCE-Modell ist langfristig auch eine Cloud-Anbindung denkbar. Dieser Weg setzt jedoch technisches Housekeeping voraus: Altlasten, veraltete Objekte und redundante Datenflüsse müssen zuvor bereinigt werden – eine Aufgabe, die in vielen Fällen aufwendiger ist als die Migration selbst.

Weg 2 |  Cloud-nativ und offen – SAP Datasphere

Mit SAP Datasphere stellt SAP eine moderne Plattform für Datenvirtualisierung, Self-Service und offene Integration bereit. Anders als bei BW/4HANA geht es hier nicht um eine Migration im klassischen Sinne, sondern um einen konzeptionellen Neustart. Klassische BW-Komponenten wie InfoProvider oder Transformationen lassen sich nicht übertragen, sondern müssen neu modelliert werden – mit Fokus auf SQL-basierte Modellierung, ELT-Logik und Data-Mesh-Prinzipien. Wer diesen Weg wählt, braucht nicht nur technisches Know-how, sondern auch organisatorische Veränderungsbereitschaft.

Weg 3 | Hybrid mit Perspektive – SAP Business Data Cloud (BDC)

Die SAP Business Data Cloud (BDC) bietet einen evolutionären Migrationspfad: Bestehende BW-Systeme lassen sich einbinden, ihre Modelle als Data Products weiterverwenden oder über Semantic Onboarding in die BDC-Plattform überführen. So entsteht eine Brücke zwischen vertrauter BW-Welt und moderner SAP-Datenarchitektur. Voraussetzung dafür ist der Betrieb des BW-Systems in der Private Cloud Edition (PCE) – inklusive technischer Modernisierung, etwa der Ablösung von 3.x-Komponenten und veralteten Strukturen.

Weg 4 | Der strategische Neustart – Open Lakehouse auf einem Non-SAP-Stack

Einige Unternehmen nutzen die Gelegenheit, nicht nur zu migrieren, sondern sich datenarchitektonisch neu aufzustellen. Der Aufbau eines Open Lakehouse auf einem Non-SAP-Stack bietet maximale Freiheit – etwa auf Basis von Plattformen wie Databricks, Snowflake oder Google BigQuery. Hier geht es nicht darum, bestehende BW-Modelle zu übertragen, sondern neue Standards für Architektur, Governance und Analytics zu etablieren. Der Preis für diese Freiheit ist hoch: Die Neuaufstellung betrifft nicht nur Technologien, sondern auch Rollen, Prozesse und Zuständigkeiten. Ohne klare Strategie und echtes Change Management ist dieser Weg nicht gangbar.

Am Anfang steht immer die Standortbestimmung! 

Was alle vier Wege gemeinsam haben: Sie verlangen Vorbereitung – aber jeweils auf ganz unterschiedliche Art. Umso wichtiger ist es, nicht mit der Technologie zu beginnen, sondern mit einer ehrlichen Standortbestimmung:

  • Wie sieht die aktuelle Systemlandschaft aus?
  • Welche Kompetenzen sind vorhanden?
  • Welche Anforderungen haben Fachbereiche und Management?
  • Und wie offen ist das Unternehmen wirklich für Veränderung?

Wer diese Fragen strukturiert beantwortet, schafft die Grundlage für eine tragfähige Migrationsentscheidung – technisch wie organisatorisch.

Unser Tipp: Wir haben alle vier Wege in einem  QUNIS Whitepaper: Vier Optionen der SAP BW-Migration systematisch gegenübergestellt, mit Voraussetzungen, Chancen und Risiken sowie Bewertungskriterien, Architekturprinzipien und konkreten Handlungsempfehlungen. Einfach kostenfrei downloaden.

 

Schreiner Group: Implementierung eines Data Warehouse in der Cloud

Erstellt am: Dienstag, 12. Dezember 2023 von Anja Gorbach

Die Schreiner Group ist ein international tätiges Familienunternehmen, das innovative Hightech-Labels und Funktionsteile vor allem für die Pharma- und Automobilindustrie entwickelt und produziert. Mit zukunftsweisenden Produkten wie smarten RFID-Lösungen, Druckausgleichselementen für Elektronik-Gehäuse oder Schutzfolien erzielt die Schreiner Group einen Jahresumsatz von über 200 Millionen Euro. Die Controlling-Abteilung hat zusammen mit QUNIS ein Cloud-basiertes Data Warehouse implementiert. Die BI-Lösung bildet den Kern einer zentralen Datenplattform, die schrittweise im gesamten Unternehmen ausgerollt wird.

Unser Data Warehouse ist hoch professionell, standardisiert, nachvollziehbar und skalierbar. Die moderne Data & Analytics-Architektur erschließt SAP-Daten für unsere Fachbereiche.


Matthias Lindemann,

BI Solution Architect, Schreiner Group GmbH

Data & Analytics-Implementierung parallel zur SAP-Einführung

Im ersten Schritt sollte ein modernes Data Warehouse (DWH) implementiert werden, das eine einheitliche Datenbasis für Reporting und Analyse schafft. Die Systemarchitektur sollte dabei als ausbaufähige Datenplattform angelegt werden, die in späteren Projektphasen beispielsweise durch einen Data Lake ergänzt werden kann.

Der projektverantwortliche BI Solution Architect Matthias Lindemann hebt die hochprofessionelle und fokussierte Beratung durch QUNIS hervor: „Die Strategie-Workshops waren sehr effektiv. QUNIS hat uns gezielt zur passenden Data & Analytics-Lösung geführt.“

Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit bei der Strategieentwicklung hat sich die Schreiner Group bei der Realisierung des Data Warehouse ebenfalls für QUNIS als Implementierungspartner entschieden. Das DHW-Projekt fand dabei unter besonderen Rahmenbedingungen statt: Die Schreiner Group löst ihr bestehendes ERP-System auf Basis einer AS/400-Datenbank schrittweise durch SAP ab. Dadurch ergibt sich derzeit ein Parallelbetrieb zweier ERP-Systeme mit ganz unterschiedlichen Datenstrukturen.

Ein wesentliches Ziel des neuen Data Warehouse ist, den Controllern und Fachanwendern einen einfachen Zugriff auf konsolidierte Daten aus beiden ERP-Systemen zu ermöglichen. Gerade im SAP-Umfeld werden sämtliche Ladestrecken neu konzipiert und schrittweise realisiert.

Pilotprojekt in der Cloud

Die Einführung von Azure war für die Schreiner Group aufgrund der speziellen Herausforderungen einer Cloud-Umgebung Neuland und erwies sich als aufwändiger als zunächst angenommen. QUNIS und die auf Cloud-Projekte spezialisierte Schwesterfirma TEQWERK, die zeitweise ebenfalls involviert war, waren hier insbesondere hinsichtlich der internen Positionierung des Projekts sehr hilfreich.

Matthias Lindemann erklärt, dass die professionelle Implementierung und Moderation u. a. die interne IT überzeugt, Vertrauen geschaffen und damit die Umsetzung der vom BI Board favorisierten Cloud-Lösung ermöglicht haben. Die Azure-Umgebung wird derzeit von der IT-Abteilung der Schreiner Group betreut. Eine Auslagerung an TEQWERK steht als mögliche Alternative im Raum.

Flexible Auswertung von SAP-Daten

Zum Aufbau des Data Warehouse kam das QUNIS Data Warehouse Framework (QDF) zum Einsatz. Das Vorgehensmodell mit Best Practices, Templates und vordefinierten Prozessen sorgt für eine schnelle und sichere Implementierung und Bewirtschaftung des Data Warehouse.

  • Der Schwerpunkt im Projekt lag auf der Erschließung der SAP-Daten für den Fachbereich. Auf Empfehlung von QUNIS wurden die SAP-internen Business Logiken nicht übernommen, sondern eigene Ladestrecken mit Direktzugriff auf die einzelnen SAP-Tabellen definiert. Damit erhält der Fachbereich höchste Flexibilität beim Aufbau und der Auswertung seiner Datenmodelle.
  • Bei der Integration der ersten Use Cases arbeitete das interdisziplinäre Projektteam bereits mit den neu geschaffenen Rollen aus Fachbereichen, Prozessexperten, IT und Führungskräften eng zusammen. Inzwischen sind die Power User aus den Fachbereichen mit den SAP-Strukturen so vertraut, dass sie eigenständig die benötigten SAP-Tabellen ermitteln und hinsichtlich ihrer Reporting- und Analyse-Relevanz beurteilen.
  • Die effiziente Zusammenarbeit zwischen Power Usern und den Data Managern aus der IT wird zudem durch das Data Dictionary unterstützt, das QUNIS in seinem QDF-Modell als Template bereitstellt. Die Power User nutzen das Tool als Drehbuch für die IT, um ihre Anforderungen professionell zu spezifizieren.

Auftragseingang als erster Use Case

Als erster Use Case wurde das Auftragseingangsreporting im Data Warehouse abgebildet. Im Prototyping-Verfahren wurden die ETL-Strecken und Datenmodelle definiert, der Auftragseingangsreport in Power BI abgebildet und die Lösung schrittweise weiter ausgefeilt.

Die Beteiligten der Schreiner Group haben sich im Projekt das entsprechende Know-how angeeignet und können nun das Umsatzreporting als zweiten Use Case komplett selbstständig aufsetzen. Matthias Lindemann benennt den Coaching-Ansatz von QUNIS als wesentlichen Vorteil: „Die Fachabteilung hat das Datenmodell verstanden und kann alle benötigten Auswertungen selbst zusammenstellen.“

Das neue Umsatz- und Auftragseingangsreporting vereint Informationen aus beiden ERP-Welten und wird das bestehende Sales Reporting aus dem bisherigen Reportingtool und Excel ablösen. Bisher arbeiten lediglich ausgewählte Power User und Controller mit Power BI. Ein Rollout von Power BI auf die End User und weitere Power User ist schrittweise je nach Umsetzung der nächsten Use Cases geplant.

Interne Weiterentwicklung

Mit dem Data Warehouse hat das Controlling schon während der SAP-Implementierung eine integrierte Berichtsplattform bereitgestellt. Ein wesentlicher Gewinn ist die im Lauf der Implementierung etablierte effektive Zusammenarbeit der Power User mit den Data Managern aus der IT auf Basis professioneller Requirements.

Die Power User haben die Datenbewirtschaftung und -bereitstellung heute selbst in der Hand und können die SAP-Daten flexibel auswerten. Auch die IT-Abteilung lobt das hoch automatisierte Data Warehouse, das einen sicheren Betrieb mit einfacher Wartung, strukturierter Weiterentwicklung und gleichbleibend hoher Performance gewährleistet: „Das Data Warehouse ist hoch professionell, standardisiert, nachvollziehbar und skalierbar.“ 

Die Data & Analytics-Plattform wird zunehmend verschiedene BI-Produkte und Insellösungen der Fachbereiche ersetzen, was die IT-Administration vereinfacht und Kosten für Software-Updates und diverse Lizenzen spart.

Organisatorisch hat das neu geschaffene BI Competence Team (BICT) unter der Leitung des Controllings hierfür bereits alle BI- und Analytics-Initiativen der Schreiner Group zusammengefasst. Darüber hinaus gestaltet das BICT die Weiterentwicklung der unternehmensweiten Data Governance und ist in Architekturfragen hinsichtlich der Analytics und des Reportings wichtiger Ansprechpartner.

Das Controlling treibt derzeit die Umsetzung und den Rollout von Reporting und Analyse in Power BI weiter voran. QUNIS wird für diese Ausbaustufen lediglich punktuell benötigt und steht für Fragen bereit. Desweiteren stehen die Themen Aufbau und Integration einer neuen Planungslösung, Big Data, Integration von KI-Anwendungen und die damit verbundene Weiterentwicklung der Azure-Architektur auf der Roadmap.

Mehr zur Schreiner Group: Die Schreiner Group GmbH & Co. KG ist ein international tätiges deutsches Familienunternehmen und gilt als bevorzugter Partner in den Märkten Healthcare und Mobility. Der „Hidden Champion“ aus Oberschleißheim im Landkreis München hat weltweit vier Standorte (u.a. in Shanghai und New York) und liefert in rund 60 Länder. Das Kerngeschäft sind Funktionslabels in Top-Qualität, die um ergänzende Systemlösungen und Dienstleistungen angereichert werden. Die innovativen Hightech-Labels und Funktionsteile der Schreiner Group erschließen smarte Lösungsdimensionen und helfen, das Leben ein Stück gesünder, mobiler und sicherer zu machen.  www.schreiner-group.com

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