Am strategischen Scheideweg
Unternehmen mit gewachsenen SAP BW Landschaften stehen vor einer großen Aufgabe. Auf der einen Seite bewegt sich die SAP-Roadmap vehement in Richtung Cloud, Self-Service und Offenheit. Auf der anderen Seite nähert sich das Wartungsende der klassischen BW-Systeme. Die Frage, die sie nun bewegt: Wohin migriere ich am besten meine BI-Landschaft?
Wer hier nun nach der einen, richtigen Antwort sucht, dem müssen wir sagen: Es gibt nicht die eine Lösung. Und auch die Vorstellung, man könne SAP BW einfach „ablösen“, greift zu kurz.
Der Ausgangspunkt ist nie neutral!
Die Art und Weise, wie ein Unternehmen in den letzten Jahren mit Daten gearbeitet hat, prägt alles – von der Modelllogik über die Rollenverteilung bis hin zu Entscheidungswegen und Lernkurven.
Ein Betrieb mit stark IT-gesteuerter BI, in dem Datenhoheit und Systemstabilität im Vordergrund stehen, benötigt etwas völlig anderes als ein Unternehmen, das bereits hybride Self-Service-Strukturen in der Cloud etabliert hat. Wer sich aktuell in einer Phase der Reorganisation, eines M&A-Prozesses oder einer grundsätzlichen Systemmodernisierung befindet, muss andere Optionen prüfen als ein Unternehmen mit stabil laufendem BW/4HANA.
Deshalb gilt: Wer eine tragfähige Migrationsentscheidung treffen will, darf nicht mit der Technologie beginnen – sondern mit der strategischen Standortbestimmung. Es gibt nicht den einen goldenen Weg. Es gibt vier.
Ob man seine bestehende BW-Logik weiterführen, mit Cloud-Komponenten anreichern, die neue SAP Business Data Cloud integrieren oder sich ganz von SAP als Architekturrahmen lösen möchte – alle Optionen haben ihre Berechtigung. Aber sie haben unterschiedliche Voraussetzungen. Und unterschiedliche Konsequenzen.
Weg 1 | Stabilität durch Weiterentwicklung – SAP BW/4HANA On Premise
Unternehmen, die ihre bestehende BW-Logik bewahren, aber technologisch modernisieren möchten, fahren mit SAP BW/4HANA On Premise einen konservativen, aber bewährten Weg. Bestehende Modelle lassen sich migrieren, die Datenhoheit bleibt gewahrt – und über ein PCE-Modell ist langfristig auch eine Cloud-Anbindung denkbar. Dieser Weg setzt jedoch technisches Housekeeping voraus: Altlasten, veraltete Objekte und redundante Datenflüsse müssen zuvor bereinigt werden – eine Aufgabe, die in vielen Fällen aufwendiger ist als die Migration selbst.
Weg 2 | Cloud-nativ und offen – SAP Datasphere
Mit SAP Datasphere stellt SAP eine moderne Plattform für Datenvirtualisierung, Self-Service und offene Integration bereit. Anders als bei BW/4HANA geht es hier nicht um eine Migration im klassischen Sinne, sondern um einen konzeptionellen Neustart. Klassische BW-Komponenten wie InfoProvider oder Transformationen lassen sich nicht übertragen, sondern müssen neu modelliert werden – mit Fokus auf SQL-basierte Modellierung, ELT-Logik und Data-Mesh-Prinzipien. Wer diesen Weg wählt, braucht nicht nur technisches Know-how, sondern auch organisatorische Veränderungsbereitschaft.
Weg 3 | Hybrid mit Perspektive – SAP Business Data Cloud (BDC)
Die SAP Business Data Cloud (BDC) bietet einen evolutionären Migrationspfad: Bestehende BW-Systeme lassen sich einbinden, ihre Modelle als Data Products weiterverwenden oder über Semantic Onboarding in die BDC-Plattform überführen. So entsteht eine Brücke zwischen vertrauter BW-Welt und moderner SAP-Datenarchitektur. Voraussetzung dafür ist der Betrieb des BW-Systems in der Private Cloud Edition (PCE) – inklusive technischer Modernisierung, etwa der Ablösung von 3.x-Komponenten und veralteten Strukturen.
Weg 4 | Der strategische Neustart – Open Lakehouse auf einem Non-SAP-Stack
Einige Unternehmen nutzen die Gelegenheit, nicht nur zu migrieren, sondern sich datenarchitektonisch neu aufzustellen. Der Aufbau eines Open Lakehouse auf einem Non-SAP-Stack bietet maximale Freiheit – etwa auf Basis von Plattformen wie Databricks, Snowflake oder Google BigQuery. Hier geht es nicht darum, bestehende BW-Modelle zu übertragen, sondern neue Standards für Architektur, Governance und Analytics zu etablieren. Der Preis für diese Freiheit ist hoch: Die Neuaufstellung betrifft nicht nur Technologien, sondern auch Rollen, Prozesse und Zuständigkeiten. Ohne klare Strategie und echtes Change Management ist dieser Weg nicht gangbar.
Am Anfang steht immer die Standortbestimmung!
Was alle vier Wege gemeinsam haben: Sie verlangen Vorbereitung – aber jeweils auf ganz unterschiedliche Art. Umso wichtiger ist es, nicht mit der Technologie zu beginnen, sondern mit einer ehrlichen Standortbestimmung:
- Wie sieht die aktuelle Systemlandschaft aus?
- Welche Kompetenzen sind vorhanden?
- Welche Anforderungen haben Fachbereiche und Management?
- Und wie offen ist das Unternehmen wirklich für Veränderung?
Wer diese Fragen strukturiert beantwortet, schafft die Grundlage für eine tragfähige Migrationsentscheidung – technisch wie organisatorisch.
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