Die digitale Transformation von Unternehmen ist eng verknüpft mit der Organisation und Weiterentwicklung des bisherigen Information Managements. Damit Daten tatsächlich operativ nutzbar werden, müssen sie auch technisch verfügbar, korrekt und standardisiert (Governance) vorliegen. Um diese Vorgaben umzusetzen und zu überwachen, haben manche Organisationen damit begonnen, die Rolle eines „Chief Data Officers“ (CDO) zu definieren und zu besetzen. Dieser verantwortet, wie Daten künftig erfasst, verwaltet, geschützt und letztlich zu Geld gemacht werden sollen.
Soweit der hohe Anspruch an diese Rolle. Wie sich die Praxis bislang darstellt hat nun die vom US-Anbieter Experian in Auftrag gegebene Umfrage „The Chief Data Officer: Powering business opportunities with data“ näher beleuchtet. 200 CIOs und 50 CDOs aus den USA nahmen laut der Autoren teil. Sie stammen aus Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern und aus diversen Branchen. Nachfolgend einige Ergebnisse aus dieser Untersuchung.
Die Arbeit des Chief Data Officer
Häufigstes Motiv für die Schaffung einer dedizierten CDO-Rolle ist danach der Wunsch, durch sein Wirken die Nutzung von Big Data profitabel zu machen sowie einen datengetriebenen Ansatz zu finden, der strategische Vorteile schafft, bei gleichzeitig überschaubaren Projektrisiken. Selbst zwei Drittel aller CIOs, in deren Unternehmen bislang keine entsprechende Position existiert, erklärten, dass sie sich mit den oben erwähnten Themen im Datenmanagement überfordert fühlten und daher einen CDO begrüßen würden.
Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen in der Praxis offenbar noch häufig auseinander. So erklärte fast jeder zweite CDO, er habe seine Positionen angetreten, ohne dass der Aufgabenbereich und die Verantwortlichkeiten zuvor geklärt worden seien. Zwar wären im weiteren Verlauf der Karriere bei etwa 40 Prozent der Befragten die ebenfalls knappen Ressourcen und Budgets etwas aufgestockt und auch der bis dato meist beschränkte Zugriff auf die Datenhaltungen gelockert worden. Viele würden sich aber bis heute nicht mit der innovativen Nutzung von Daten beschäftigen, sondern müssten vor allem Projekte zur Kostenersparnis treiben.
Anspruch und Wirklichkeit im Datenmanagement
Die Gründe für diesen Widerspruch seien laut der Autoren nicht allein auf unklare Rollendefinitionen zurückzuführen, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass in vielen Organisationen das Datenmanagement grundsätzlich noch erhebliche Defizite aufweise. So sehen laut Umfrage insbesondere die CIOs im fehlenden Datenzugriff das häufigste Hindernis auf dem Weg zu einer stärker datengetriebenen Organisation. Die von den CDOs beklagten schmalen Budgets würden Investitionen in entsprechende Dateninfrastrukturen erschweren, und es fehle nach Ansicht vieler Befragter an Skills in den Unternehmen. Daran könnte auch ein CDOs so schnell nichts ändern. Hinzu kommt, dass sich der CDO in der Praxis häufig in einer schwierigen Position zwischen IT und Fachbereich befindet. Während die Business User immer lauter über den fehlenden Datenzugang klagten, müsse der CDO oft erst bei der IT anfragen, um hier Änderungen zu bewirken. Diese könne oft Stunden oder gar Tage dauern. Zudem werde sich der Druck auf den CDO in den kommenden zwei Jahren weiter verstärken, da Themen wie Datenschutz, die rasante technologische Entwicklung und steigende Kundenerwartungen viel Arbeit machten.
Gerangel im C-Level
Trotz seiner wichtigen strategischen Rolle, scheint sich der CDO innerhalb der Hackordnung bislang nicht entsprechend zu etablieren. Viele CDOs beklagten in der Umfrage, dass sie nicht auf dem C-Level, sondern häufig nur ein Junior Partner für das Top-Management seien. Auch bei den CIOs scheint sich diese Bewertung durchzusetzen. So hatten in einer vergleichbaren Umfrage von Experian vor zwei Jahren noch 16 Prozent mehr von ihnen den CDO als einen gleichrangigen Kollegen gesehen. Ob diese Zurückstufung eher strategische, organisatorische oder vielleicht finanzielle Gründe hat, vermochten die Autoren nicht sicher zu sagen. Möglich auch, dass hier eine Konkurrenzsituation zwischen CIO und CDO besteht. So bezeichneten über 40 Prozent der CDOs ihr Verhältnis zum CIO als „distanziert“ oder „nicht existent“. Umgekehrt bewerteten über 60 Prozent der CIOs ihre Beziehung zum CDO als „positiv“. Aktuell berichten etwa 40 Prozent der CDOs an den CEO, über die Hälfte hingegen an die IT oder Leiter von Geschäftsbereichen.